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3.3 Die Image-Schnittstelle von Guix System

In der Vergangenheit drehte sich in Guix System alles um eine operating-system-Struktur. So eine Struktur enthält vielerlei Felder vom Bootloader und der Deklaration des Kernels bis hin zu den Diensten, die installiert werden sollen.

Aber je nach Zielmaschine – diese kann alles von einer normalen x86_64-Maschine sein bis zu einem kleinen ARM-Einplatinenrechner wie dem Pine64 –, können die für ein Abbild geltenden Einschränkungen sehr unterschiedlich sein. Die Hardwarehersteller ordnen verschiedene Abbildformate an mit unterschiedlich versetzten unterschiedlich großen Partitionen.

Um für jede dieser Arten von Maschinen geeignete Abbilder zu erzeugen, brauchen wir eine neue Abstraktion. Dieses Ziel verfolgen wir mit dem image-Verbund. Ein Verbundsobjekt enthält alle nötigen Informationen, um daraus ein eigenständiges Abbild auf die Zielmaschine zu bringen. Es ist direkt startfähig von jeder solchen Zielmaschine.

(define-record-type* <image>
  image make-image
  image?
  (name               image-name ;Symbol
                      (default #f))
  (format             image-format) ;Symbol
  (target             image-target
                      (default #f))
  (size               image-size  ;Größe in Bytes als ganze Zahl
                      (default 'guess)) ;Vorgabe: automatisch bestimmen
  (operating-system   image-operating-system  ;<operating-system>
                      (default #f))
  (partitions         image-partitions ;Liste von <partition>
                      (default '()))
  (compression?       image-compression? ;Boolescher Ausdruck
                      (default #t))
  (volatile-root?     image-volatile-root? ;Boolescher Ausdruck
                      (default #t))
  (substitutable?     image-substitutable? ;Boolescher Ausdruck
                      (default #t)))

In einem Verbundsobjekt davon steht auch das zu instanziierende Betriebssystem (in operating-system). Im Feld format steht, was der Abbildtyp („image type“) ist, zum Beispiel efi-raw, qcow2 oder iso9660. In Zukunft könnten die Möglichkeiten auf docker oder andere Abbildtypen erweitert werden.

Ein neues Verzeichnis im Guix-Quellbaum wurde Abbilddefinitionen gewidmet. Zurzeit gibt es vier Dateien darin:

Schauen wir uns pine64.scm an. Es enthält die Variable pine64-barebones-os, bei der es sich um eine minimale Definition eines Betriebssystems handelt, die auf Platinen der Art Pine A64 LTS ausgerichtet ist.

(define pine64-barebones-os
  (operating-system
   (host-name "vignemale")
   (timezone "Europe/Paris")
   (locale "en_US.utf8")
   (bootloader (bootloader-configuration
                (bootloader u-boot-pine64-lts-bootloader)
                (targets '("/dev/vda"))))
   (initrd-modules '())
   (kernel linux-libre-arm64-generic)
   (file-systems (cons (file-system
                        (device (file-system-label "my-root"))
                        (mount-point "/")
                        (type "ext4"))
                       %base-file-systems))
   (services (cons (service agetty-service-type
                            (agetty-configuration
                             (extra-options '("-L")) ;kein Carrier Detect
                             (baud-rate "115200")
                             (term "vt100")
                             (tty "ttyS0")))
                   %base-services))))

Die Felder kernel und bootloader verweisen auf platinenspezifische Pakete.

Direkt darunter wird auch die Variable pine64-image-type definiert.

(define pine64-image-type
  (image-type
   (name 'pine64-raw)
   (constructor (cut image-with-os arm64-disk-image <>))))

Sie benutzt einen Verbundstyp, über den wir noch nicht gesprochen haben, den image-type-Verbund. Er ist wie folgt definiert:

(define-record-type* <image-type>
  image-type make-image-type
  image-type?
  (name           image-type-name) ;Symbol
  (constructor    image-type-constructor)) ;<operating-system> -> <image>

Der Hauptzweck dieses Verbunds ist, einer Prozedur, die ein operating-system in ein image-Abbild umwandelt, einen Namen zu geben. Um den Bedarf dafür nachzuvollziehen, schauen wir uns den Befehl an, mit dem ein Abbild aus einer operating-system-Konfigurationsdatei erzeugt wird:

guix system image my-os.scm

Dieser Befehl erwartet eine operating-system-Konfiguration, doch wie geben wir an, dass wir ein Abbild für einen Pine64-Rechner möchten? Wir müssen zusätzliche Informationen mitgeben, nämlich den Abbildtyp, image-type, indem wir die Befehlszeilenoption --image-type oder -t übergeben, und zwar so:

guix system image --image-type=pine64-raw my-os.scm

Der Parameter image-type verweist auf den oben definierten pine64-image-type. Dadurch wird die Prozedur (cut image-with-os arm64-disk-image <>) auf das in my-os.scm deklarierte operating-system angewandt und macht es zu einem image-Abbild.

Es ergibt sich ein Abbild wie dieses:

(image
 (format 'disk-image)
 (target "aarch64-linux-gnu")
 (operating-system my-os)
 (partitions
  (list (partition
         (inherit root-partition)
         (offset root-offset)))))

Das ist das Aggregat aus dem in my-os.scm definierten operating-system und dem arm64-disk-image-Verbundsobjekt.

Aber genug vom Scheme-Wahnsinn. Was nützt die Image-Schnittstelle dem Nutzer von Guix?

Sie können das ausführen:

mathieu@cervin:~$ guix system --list-image-types
Die verfügbaren Abbildtypen sind:

   - unmatched-raw
   - rock64-raw
   - pinebook-pro-raw
   - pine64-raw
   - novena-raw
   - hurd-raw
   - hurd-qcow2
   - qcow2
   - iso9660
   - uncompressed-iso9660
   - tarball
   - efi-raw
   - mbr-raw
   - docker
   - wsl2
   - raw-with-offset
   - efi32-raw

und indem Sie eine Betriebssystemkonfigurationsdatei mit einem auf pine64-barebones-os aufbauenden operating-system schreiben, können Sie Ihr Abbild nach Ihren Wünschen anpassen in einer Datei, sagen wir my-pine-os.scm:

(use-modules (gnu services linux)
             (gnu system images pine64))

(let ((base-os pine64-barebones-os))
  (operating-system
    (inherit base-os)
    (timezone "America/Indiana/Indianapolis")
    (services
     (cons
      (service earlyoom-service-type
               (earlyoom-configuration
                (prefer-regexp "icecat|chromium")))
      (operating-system-user-services base-os)))))

Führen Sie aus:

guix system image --image-type=pine64-raw my-pine-os.scm

oder

guix system image --image-type=hurd-raw my-hurd-os.scm

und Sie bekommen ein Abbild, das Sie direkt auf eine Festplatte kopieren und starten können.

Ohne irgendetwas an my-hurd-os.scm zu ändern, bewirkt ein Aufruf

guix system image --image-type=hurd-qcow2 my-hurd-os.scm

dass stattdessen ein Hurd-Abbild für QEMU erzeugt wird.


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